Verein gegen unterdrückte Lebensfreude
Vernissage im Atelier 32:

Esslinger Zeitung, 01.10.97
Kumpels von "Achilles" und "Reitschnecke" bekommen Gesellschaft.
Am Wochenende, 4./5. Oktober, stellt die Litop KG in der Wertstraße 32 in Wendlingen die Produkte ihres zweijährigen Schaffensvor. Eine Gruppe von 10 bis 15 Mitgliedern hat sich seit 1989 der Erstellung größerer Steinfiguren verschrieben. Ihre Skulpturen haben eine Höhe von bis zu drei Metern, sind bis zu zwei Metern breit und vier Tonnen schwer. Eröffnet wird die Ausstellung am Samstag, 4. Oktober, um 16 Uhr. Für den Umtrunk am Abend haben sich verschiedene Livegruppen angesagt. Am Sonntag steht die "Fütterung der Ausstellungsbesucher" auf dem Programm, das heißt, es gibt ab 11 Uhr Frühstück mit einer Session von "Fiddi und ihren lustigen Explosionsrammen". Im Rahmen der Steinskulpturen-Ausstellung stellen auch befreundete Künstler ihre Werke aus: Malerei, Beleuchtungskörper, Holzskulpturen, Fotografien, Metallarbeiten und größere Installationen. Gegen 16 Uhr endet die Ausstellung.

 

Nürtinger Zeitung, Wendlinger Zeitung, 04.10.97
"Steineklopfer" stellen aus
Wer die Straße zwischen Köngen und Denkendorf entlangfährt, der kennt sie, die steinernen Gesellen "Achilles" und "Reitschnecke Bob". Jetzt präsentieren sich die Väter dieser tonnenschweren Geschöpfe in einer Ausstellung. Seit 1989 arbeitet eine Gruppe von Hobbykünstlern aus dem Wendlinger und Köngener Raum unter dem kuriosen Namen "Litop KG" zusammen. An den Wochenendenwird dieses schweißtreibende Hobby gepflegt. Und was dabei alles so entstehen kann, das wollen die Künstler an diesem Wochenende in einer Ausstellung in der Wertstraße 32 in Wendlingen zeigen. Die Ausstellung dieser bis zu drei Meter hohen Figuren wird am heutigen Samstag, 4. Oktober, 16 Uhr, eröffnet. Am Sonntag können die Arbeiten der 15 Künstler zwischen 11 und 16 Uhr betrachtet werden. Damit es recht schwungvoll zugeht, spielen an beiden Tagen verschiedene Livegruppen Musik, am Sonntag wird zum Frühstück mit einer lustigen Session eingeladen.

 

Esslinger Zeitung, 06.10.97
von Barbara Scherer
Steinerner Achill hat jetzt eine Frau
Freizeit-Bildhauer schaffen neue Steinfiguren - Jurassic Quark und Konzert mit Preßlufthämmer
Köngen/Wendlingen - Die Hobby-Steinbildhauer aus Köngen und Wendlingen haben wieder zugeschlagen, besser gesagt zugehauen. Die Litop KG und Hakle Bunt, die kunstschaffenden Sektionen des "Vereins gegen unterdrückte Lebensfreude", haben am Wochenende die Früchte ihres zweijährigen Steinschaffens ausgestellt.

Und weil die Lebensfrohen viele Leute kennen, die alles mögliche in ihrer Freizeit anrichten, zeigt die Ausstellung in und vor einer Lagerhalle im Wendlinger Gewerbegebiet nicht nur Steinfiguren, sondern auch andere Skulpturen, Malerei und Fotografie - alles aber unter dem Motto: Bierernst - nein danke! Achill hat endlich eine Frau. Achill sitzt an der Straße zwischen Köngen und Denkendorf. Der steinerne Heroe einer der ersten aus der Steindynastie ddes köngener Vereins, ist so etabliert, daß Wanderführer aus der Region ihn ganz beflissen als hübsche Sehenswürdigkeit am Wegsrand bezeichnen. Dem Sandsteingeborenen wurde jetzt mit Josefine eine Frau gehauen. Die schwergewichtige Dame, die um die vier Tonnen wiegt, sitzt (noch) auf einer Bank im Hinterhof der Wendlinger Wertstraße. Ob sie allerdings jemals neben Achill Platz nehmen wird, das wissen Jochen Maier und seine Vereinskumpel noch nicht. Man habe, so Maier, der dabei erfolglos versuchte, ernst zu gucken, auf die wiederholte Kunstkritik reagieren wollen, die die Arbeiten des Vereins zu sehr männerdominiert geißelte.
Josefine ist nur eine der neuen Steinwesen, die am Wochenende der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Bei den neuen sind gigantische Vögel, Gärtner, Rolladenbauer, Türsteher oder eine Stein-Holz-Textil-Skulptur mit namen Jurassik-Quark. Einiges davon sind sogar Auftragsarbeiten: Ein Gärtnereibetrieb aus Hochdorf orderte den Gärtner. Der Rolladenbauer wird vor einer Wendlinger Firma Platz nehmen. Der Verein der Lebensfrohen würde aber seinem Motto nicht treu bleiben, hätte man die Vernissage genannte lockere Ausstellung von originellem Selbstgemachten nicht noch allerhand Schrägem und herrlich Unnützem gewürzt. Zur musikalischen Erbauung sind Gruppen aus dem Umland angereist, die ihr künstlerisches Schaffen offenbar ganz der Philosophie der Lebensfrohen unterworfen haben, wie die Bandnnamen "Die Konsonantchen" und "Kampf gegen den Schlaf" unschwer ahnen lassen. Musikalischer Höhepunkt waren aber "Fiddi und die lustigen Explosionsrammen" mit einem Konzert für Preßlufthämmer unterstützt vom Kinderchor der Litop KG und Hakle Bunt. Da mußte man schon kerngesund sein! Sonntag war Schluß mit lustig: Damit nicht noch jemand auf die Idee verfällt, hier ginge es richtig um Kunst und so, haben Jochen Maier und seine Freunde kurzerhand mit einem Räumungsverkauf den Schlußpunkt gesetzt, nicht ohne für die Zukunft weitere Aktionen anzuordnen. Wer sich für eine Steinskulptur entschied, mußte halt den Tieflader von zu Hause mitbringen.

 

Nürtinger Zeitung, Wendlinger Zeitung, 07.10.97
Tonnenschwere Kunst und abstrakte Gebilde
Vernissage ganz besonderer Art - Steinkünstler agieren als Verein Litop KG in Wendlingen und Köngen
Wendlingen - Litop KG, der Verein gegen unterdrückte Lebensfreude - dieser Name war Programm am vergangenen Wochenende, verbirgt sich doch hinter diesem griechischen Begriff die unter Kakteenfreunden weit verbreitete Gattung der "Lebenden Steine". Welcher Name wäre also für die 15köpfige Künstlergruppe aus Wendlingen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, überdimensional große Steinfiguren aus Granit zu erstellen, passender gewesen?

Eine Vernissage ganz besonderer Art erwartete die Besucher also. Nicht nur große Steinskulpturen sollen dem staunenden Publikum präsentiert werden. Zusammen mit anderen Gruppen und Künstlern aus dem Umland hatte sich die Litop KG zur "Hakle Bunt"-Gesellschaft zusammengetan. Und auch dieser Name hielt, was er versprach. Farbenfroh und kontrastreich, bisweilen extravagant und chaotisch, jedoch immer interessant und mit viel Liebe gearbeitet, so könnte man das im Atelier in der Wertstraße Gezeigte kurz beschreiben.

Spontanität und Flexibilität
"Es war erstaunlich, wie viele Leute ihre Werke unangemeldet zur Ausstellung gebracht haben", meint Jochen Maier, einer der Steineklopfer der Litop KG, und unterstrich damit die Spontanität und Flexibilität, mit der alles vonstatten ging. "Wir hatten gar nicht mit so vielen gerechnet." Doch die Vielfalt des Dargestellten sollte beeindrucken. Die Arbeiten deckten ein enormes Spektrum an Kunstrichtungen ab. Und eines verband auch die verschiedensten und zum Teil mit Schneidbrennern und Preßlufthammer bearbeiteten "Hakle-Bunt"-Werke: der Hang zur Abstraktion. Selbst das Köngener Römerkastell "Grinario" war vor den Interpretationen der Künstler nicht sicher gewesen. Und natürlich kam der Spaß an diesem Wochenende nicht zu kurz. "300 Gäste waren am Samstag zu unserer Vernissage-Party erschienen, um sieben angereiste4n Misikbands aus dem näheren Umland zu lauschen." Künstlerische Kreativität wurde demnach großgeschrieben und kam zudem noch sehr gut bei allen Besuchern an.
"Für uns ist die Arbeit an den Figuren mehr als ein Hobby, um die Freizeit sinnvoll zu gestalten", so der Mitschaffer von "Achilles", "Saint Tweety", "Richie" und wie die ganzen steinernen Persönlichkeiten der Litop KG sonst noch so heißen. "Wir treffen uns mehr oder eniger regelmäßig, um zusammen in einen Steinbruch zu gehen, passende "Körperteile" zu suchen und sie anschließend zusammenzufügen." So leicht, wie es sich anhört, ist es aber nicht.
Zwei bis vier Tonnen wiegt eine fertige Skulptur der selbsternannten Kunst- und Klopftruppe, je nach Ausmaß der künstlerischen Betätigung und Fantasie. Zusammenhalten kann ein solches Gewicht nur eine große Portion Beton. "Zum Glück sind alle Figuren ja sehr geduldig. Das ist eine positive Seite von Steinen." Eine andere gute Seite der Arbeit der Litop KG ist auch die höchst dekorative Wirkung des Hervorgebrachten. Sei es als Zierde an Straßenrändern, in Gärten, vor Firmen oder Lokalen, stets bilden die steinernen Gesellen den zentralen Blickfang. "Wir bekommen oft auch gezielte Aufträge. Dennoch dauert die Fertigstellung einer Skulptur recht lange, da viel ausprobiert und abgeändert wird." Damit bestätigte Jochen Maier einen der Grundgedanken der Hobbykünstlergruppe: die beste Idee wird realisiert.

Spontanes Arbeiten ist wichtig
Mitunter kann sich das Erscheinungsbild einer Figur spontan und recht drastisch ändern. Jochen Maier deutet auf "Cuculus Canorus", einen gerade aus dem Regentonnenei schlüpfenden elektrisch beleuchtbaren Vogel mit winzigen Stummelflügeln. "Der sollte ursprünglich mal ein Eichhörnchen werden, zwischenzeitlich war es auch mal ein Seepferdchen:" Solche Aussagen bewisen, daß so manche "Schönheitskorrekturen" an solch unflexiblem Arbeitsmaterial bloß noch mit Meißel und Preßlufthammer gemacht werden können. Hier wird nicht mehr in Kilogramm gerechnet. Und doch erstaunlich, wie filigran die Mitglieder der Litop KG mit solch schweren Baugeräten arbeiten können.

Begegnungen sind überall möglich.
Ein breiter Einblick also, den die Litop KG und die "Hakle-Bunt"-Gesellschaft den Besuchern des Ateliers Wertstraße 32 in ihr Schaffen geboten haben. Wer mit offenen Augen durch Wendlingen oder Köngen läuft, wird vielleicht auch einmal "Achilles und seinen tonnenschweren steinernen Freunden, die geduldig an so manchem Wegesrand sitzen und warten, Bekanntschaft zu machen. Sicherlich wird sich keine allzu rege Unterhaltung entwickeln, aber der alleinige Anblick dieser lustigen Gesellen lohnt sich allemal.